Montag, Mai 23, 2005

Glaubenstaufe

Taufe in der FCG-DA Gestern wurden in der Freien Christengemeinde Darmstadt vier Menschen getauft. So richtig mit ganz unter Wasser tauchen. Viele freie Kirchen, wie meine Gemeinde, praktizieren die sogenannte Glaubenstaufe. Das heißt, getauft wird nur der, der sich bewußt für den Glauben an Jesus Christus entschieden hat und die Vergebung seiner Sünden in Anspruch genommen hat. Und dann wird die Person ganz unter Wasser getaucht, mit in Jesu Tod symbolischerweise und dann mit dem Auftauchen in ein neues Leben.
Eigentlich wirklich passieren tut dabei nichts (außer, das man naß wird). Es geht um das Symbol, um das Zeugnis vor den Anwesenden, daß man jetzt dazu gehört.
In der Gemeinde, in die ich gehe, kann man nur Mitglied werden, wenn man glaubensgetauft ist. Aber wo diese Taufe praktiziert wurde ist egal, so lange es sich um die nach der Bibel handelt. Ich selbst zum Beispiel wurde in einer Gemeinde aus dem Bund Freier Evangelischer Gemeinden getauft und bin jetzt Mitglied in einer Gemeinde aus dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden.
In Darmstadt gibt es einige Freie Kirchen, von denen viele auch mit nicht freien Gemeinden in der Evangelischen Allianz Darmstadt zusammengeschlossen.

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Comments:
Und eben diese "Glaubenstaufe" wirkt leider trennend. Ich habe mich vor vielen, vielen Jahren eingehend mit dem Thema beschäftigt, als ich in einer Ev.-Freikirchlichen Gemeinde war und dort vor die gleiche Alternative gestellt war: Mitglied werden und (nochmals) getauft werden, oder mir eine andere geistliche Heimat suchen.

Die Taufe ist unwiederholbar, und wenn man als christliche Gemeinschaft die Taufe uminterpretiert, entfernt man sich von der christlichen Tradition.

Damit ich nicht missverstanden werde: Wenn jemand, der als Kind getauft wurde, für sich zum Schluss kommt, dass diese Taufe nicht gültig war, dann respektiere ich das, auch wenn ich anderer Auffassung bin. Wenn aber in den biblischen Berichten zur Taufe davon die Rede ist, dass jemand "sich und sein ganzes Haus" hat taufen lassen, dann sind damit wohl nicht nur die gläubig gewordenen Erwachsenen gemeint.
 
Für mich persönlich stellte sich das Problem nicht, da ich als Kind weder getauft noch beträufelt wurde.

Nach meiner persönlichen Auffassung ist eine Taufe allerdings nur dann überhaupt eine, wenn man nach bewußter Entscheidung dazu komplett unter Wasser getaucht wurde. Somit gibts für mich da auch kein Problem mit einer angeblichen Wiederholung, da die andere ja keine war.

Das mit dem ganzen Haus kommt afaik nur ein mal in der Bibel vor, oder?
So weit ich weiß zählte aber bei "sein ganzes Haus" nicht die unmündigen Kinder dazu. Es gibt nämlich zeitgenössische Texte, in denen explizit "Sein ganzes Haus UND die Kinder" spezifiziert wurde, da geht es dann aber nicht um Taufe.

Aber, selbst wenn in dem Fall die Kinder getauft worden wären, würde das implizieren, daß wir dies alle so machen sollten?
Und wieso beträufelt man dann nur und tauft nicht?

Wen meinst du mit dem uminterpretieren und entfernen?

Geht es beim Glauben um den Erhalt christlicher Traditionen oder um die Umsetzung dessen, was in der Bibel steht?
 
Glauben bedeutet beides: Umsetzung dessen, was in der Bibel steht, und das Lernen aus christlichen Traditionen. Wirft man letztere über Bord, weil man der Auffassung ist, die Bibel sei mehr oder weniger selbsterklärend, so führt das zum Glauben als Privatsache - jeder kann das aus der Bibel herauslesen, was er mag. Deshalb ist es absolut notwendig, sich auf Glaubensgrundsätze zu berufen, wie zum Beispiel die protestantischen Bekenntnisschriften.

Glaube ohne Tradition ist für mich unhistorisch und deswegen genauso abzulehnen wie Tradition ohne Glauben. Übrigens: Leben ohne Tradition geht nicht, denn man wächst in einer Kultur und Gesellschaft sowie sozialem Milieu auf, in dem man sozusagen automatisch in einer gewissen Tradition erzogen wird (allein schon durch die Werte und Normen, welche man im Laufe der Jahre erfährt).

Mit "uminterpretieren" meine ich genau das, was Du (aufgrund Deiner freikirchlichen Tradition vermutlich) getan hast. Taufe ist für Dich nur dann gültig, wenn sie durch Untertauchen und als Erwachsener geschieht. Sicher, im Neuen Testament sind es meistens Erwachsene, die durch Untertauchen getauft werden - aber daraus folgert nicht zwangsläufig, dass Taufen immer so durchgeführt wurden.

Mit Entfernung von der christlichen Tradition meine ich, dass vermutlich für Dich wie auch viele andere nur das subjektiv erlebte Christsein zählt - und der Lauf der Kirchengeschichte wohl sekundär ist. Vielleicht ist es ja auch so, dass die christliche Tradition für Dich und Deinesgleichen überhaupt keine Rolle spielt.
 
Glaube ist zuerst mal Privatsache. Niemand anderes kann für mich glauben, und wenn die Dinge zwischen mir und Gott nicht auf die Reihe gebracht werden, dann hilft mir auch keine Tradition oder Bekenntnisschrift.
Für die Einheit im Glauben hat Jesus uns den Heiligen Geist geschickt.
Klar braucht man Konsens und faßt sich in Kirchen/Gemeinden zusammen und dort wird Leitung ausgeübt, das ist auch wichtig und richtig. Aber dadurch wird die Einheit nicht erzeugt.

Saviour Machine drückt das in einem Vers ihres Liedes The Stand so aus: "For unity cannot be based on doctrine".

Ich rede übrigens bewußt und gezielt hier von der Glaubenstaufe und nicht von der Erwachsenentaufe. Aufgrund eines Bekenntnisses kann jeder getauft werden, der das selbst im Rahmen seiner Möglichkeiten ausdrücken kann.

Entfernt von der Christlichen Tradition hat sich die "Mainstream" Kirche, als sie die Kindertaufe als Sakrament (und damit als Machtinstrument) einsetzte und die Glaubenstaufe nur in kleinen Gemeinschaften weiter praktiziert wurde. Wo die Uminterpretation stattfand ist somit sehr klar. Mit der Glaubenstaufe berufe ich mich auf eine bald 2000 Jahre lange Tradition.

Ich persönlich kenne auch nur die Tradition der Glaubenstaufe in meiner Familie und in allen Gemeinden, in denen ich Mitglied war (und auch in der ich jetzt bin). In der FEG, in der ich aufwuchs wurde diese auch schon immer so praktiziert. Für mich würde es definitiv einen Bruch mit meiner Traditon bedeuten, Kindertaufe zu akzeptieren.
 
Glauben bedeutet für mich zwar durchaus, das umzusetzen, was in der Bibel steht. Aber sich auf Traditionen zu berufen macht nur Sinn, wenn man die diesen Traditionen zugrunde liegenden Ursachen kennt.

Die Einführung der Kindertaufe gründet sich einerseits in dem Mißverständnis, die Taufe (und nicht der Glaube) würde den Gläubigen retten, und andererseits in dem bereits von Joachim erwähnten Machstreben der Kirche.

Während man über den ersten Punkt sicherlich unterschiedlicher theologischer Auffassung sein kann, ist der zweite eher ein Grund, die Tradition nicht weiterzuführen. Zum Thema Traditionen sagt zum Beispiel Jesus in Markus 7,8:

"Ihr gebt das Gebot Gottes preis und haltet die Überlieferung der Menschen fest."

Ich halte Tradition als solche für kein gutes Argument. Nur, wenn die Tradition auch Grundlagen hat, die der Bibel ansonsten entsprechen, macht es in meinen Augen Sinn, sie beizubehalten.
 
Was macht man, wenn man nicht genug Wasser hat, um ganz unterzutauchen? Z.B. in der Wüste? Oder was ist, wenn ein Rollstuhlfahrer getauft werden will, denn man eben nicht ins Becken schieben kann? Ist eine "richtige" Taufe von der Wassermenge abhängig???

Wenn es um Glaubenstaufe geht: Kann man erst ab 14 oder nach dem "biblischen Unterricht" richtig glauben? Oder wwarum werden sonst nur Leute älter als 14 in den EFGs getauft? Weil Kinder nicht richtig glauben? "Lasset die Kinder zu mir kommen .."

Was ich sagen will: Jede Kirche hat ihre Traditionen und Gepflogenheiten. Man sollte genauso kritisch, wie auch offen den Traditionen gegenüberstehen. Denn es gibt beides: gute und schlechte Traditionen.

Aber mal ehrlich: Das Problem ist doch viel eher, dass in fast allen Kirchen und Gemeinden so wenig Leute neu zu Jesus finden, dass die Tauffrage leider nur eine dogmatische und keine praktisch-missionarische mehr ist.

bye markus
 
Nein, die richtige Taufe ist nicht von der Wassermenge abhängig - es geht darum, daß man die Voraussetzung (Glaube) erfüllt. Und es macht auch Sinn, die von Markus aufgeführten "Sonderfälle" vom "Normalfall" zu unterscheiden. Sonderfälle kann man sicher im Einzelfall unterschiedlich entscheiden, den Normalfall aber nicht: Für den Normalfall stellt die Bibel schon ziemlich eindeutige Regeln auf.

Ich kann nicht für die EFGs sprechen, aber man kann auch sicher schon früher als mit 14 Jahren glauben und auch ausdrücken, daß man glaubt. Ich sehe keinen Grund dafür, nicht schon jemanden jünger als 14 zu taufen, wenn er seinen Glauben bezeugt. Harte Altersgrenzen sind immer strittig. Normalerweise werden sie als Hilfsmittel einer wie auch immer gearteten Verwaltung eingeführt. Ob sie Sinn machen sei dahingestellt.

Und daß Traditionen gut sein können, hatte ich ja nicht abgestritten, sondern ganz im Gegenteil diese Möglichkeit in meinem letzten Abschnitt genannt - und auch gleich eine Definition von gut (=nicht der Bibel widersprechend) mitgeliefert.

In der BGG in Stuttgart habe ich das übrigens so erlebt, daß es jeden Monat eine zweistellige Anzahl an Täuflingen gab. Da ist eine Diskussion um dieses Thema keine Theorie mehr...
 
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